Darstellendes Spiel, Die Uraufführung

Das Team

Die Uraufführung - und ein großartiger Erfolg von „Romy und Julia“

Bei tobendem Applaus verbeugten wir uns und verließen kurz darauf mit einem strahlenden Lächeln und überragenden Glücksgefühlen die Bühne. Der erste Auftritt unserer Theater-AG mit „Romy und Julia“ am 6. Juli 2022 in der TheaterLoge Luckau war ein riesiger Erfolg. Durch das Engagement von Frau Rönspies und natürlich uns Schüler*innen konnten die Theater-AG und dieses Stück erst ins Leben gerufen werden. Wir wussten alle nicht, wohin uns die Reise führen würde, sondern nur, dass wir damit unsere Kreativität fördern, unser Selbstbewusstsein stärken und natürlich Spaß haben würden. Allerdings wurde in kurzer Zeit viel mehr daraus. Unseren Weg, vom kompletten Anfang bis zur Aufführung, werden wir hier mit Euch noch einmal gehen.

Als Frau Rönspies mit dem Gedanken spielte, eine Theater-AG an unserer Schule zu gründen, stieß sie damit auf breite Zustimmung. Auf unterschiedlichsten Wegen fanden wir uns zu einer großartigen Gruppe von 8 Schüler*innen aus den Jahrgangsstufen 8 bis 10 zusammen. Während die einen sofort voller Energie am Start waren, mussten andere sich erst einmal von ihren eigenen Fähigkeiten überzeugen. Ehrlich gesagt taten wir uns zu Beginn alle ein wenig schwer, weil kaum jemand richtige Erfahrungen im Theaterspielen hatte. Doch bevor wir uns Gedanken um ein Stück machten, wurden uns zuerst die Grundlagen des Theaterspielens beigebracht. Frau Rönspies zeigte uns mit Leidenschaft, was es für sie bedeutet, Theater zu spielen und wie viel Herzblut man in seine Worte legen kann. In den ersten Wochen standen aber erst einmal das gegenseitige Kennenlernen und das Sammeln erster Erfahrungen im Vordergrund. Durch kreative Theater-Spiele erreichten wir dieses Ziel schnell. Wir lernten uns untereinander nicht nur sehr gut kennen, sondern es entstanden mit der Zeit neue Freundschaften. Nach und nach entwickelte sich dann die Idee, dass wir gerne an einem älteren Werk arbeiten und dieses so modern und aktuell wie möglich auf der Bühne präsentieren wollten. Dieser Gedanke kristallisierte sich ungefähr Ende Februar/Anfang März heraus und nach zahlreichen Überlegungen entschieden wir uns für „Romeo und Julia“. Ab den Zeitraum starteten wir mit unserer Planung richtig durch. Leider hatten wir nicht mehr genügend Zeit, um selbst am Stück mitzuschreiben. Wir waren Frau Rönspies unglaublich dankbar, dass sie die zeitaufwändige Aufgabe übernahm, sich jede freie Minute mit unseren Ideen und Wünschen auseinanderzusetzen. Jeder durfte bestimmte Merkmale und Charaktereigenschaften seiner Rolle aufschreiben, die in das Stück integriert wurden. Jeder bekam dadurch eine Rolle, die ihr/ihm gefiel, damit alle ihre Rollen mit Freude und Leidenschaft auf die Bühne bringen konnten. Jeden Sonntagabend warteten wir schon gespannt auf das überarbeitete Textbuch, das regelmäßig pünktlich einflatterte. Am nächsten Tag trafen wir uns nach der 6. Stunde, besprachen die neuen Szenen und dann ging es ans Proben. Zwischendurch war auch viel Organisatorisches zu klären. Wie viel Zeit brauchten wir noch, um das Stück zu perfektionieren? Wann und wie oft wollten wir auftreten? Wer würde sich für das Bedienen der Technik bereiterklären? Woher bekamen wir Requisiten? Brauchten wir Kostüme? All diese Fragen schwirrten dauerhaft in unseren Köpfen. Nach langem Überlegen entschlossen wir uns dazu, noch vor den Sommerferien aufzutreten, damit wir im folgenden Schuljahr mit etwas Neuem beginnen könnten. Wir rechneten definitiv nicht damit, dass die Zeit so schnell vergehen würde, und hatten große Angst, dass die Vorbereitungen nicht pünktlich bis zu den Aufführungen abgeschlossen sein würden. Als Gruppe gaben wir jedoch nie auf und schafften tatsächlich gemeinsam das fast Unmögliche.

Als Mitte Mai in einer Probe das Bild für den Flyer aufgenommen wurde, machte sich erstmalig Nervosität breit, denn langsam wurde es ernst. Schon zwei Wochen später hielten wir den gedruckten Flyer mit Bild, Inhaltsangabe und den festgelegten Daten der Auftritte in der Hand. Es war einfach ein überwältigendes Gefühl, die Werbung für etwas zu sehen, das aus unserer Initiative heraus entstanden war. Der Auftritt rückte immer näher und deshalb machten wir unter uns Schüler*innen aus, dass wir auch in den Ferien oder an Feiertagen proben wollten. Für uns war es kein Problem, sich die zusätzliche Zeit zu nehmen, weil es unglaublich viel Spaß machte, im Team an unserem Stück zu arbeiten. Eine Mutti unterstützte uns dabei besonders tatkräftig, indem sie uns zum einen immer wieder Mut zusprach und zum anderen an längeren Probentagen mit leckerem Essen versorgte, damit wir nicht verhungerten.

Doch jetzt genug von der Vorgeschichte, der Abend unserer Premiere war da. Wir hatten alle dieses mulmige Gefühl im Bauch und tummelten hinter der Bühne umher. Unser erster gemeinsamer Auftritt - und das nach so wenig Vorbereitungszeit. Vor der Bühne fanden sich die ersten Gäste ein, schon bald war der Publikumssaal voll. All diese Menschen, ob jung oder alt, ob Familie oder neugierige Nachbar*innen, kamen, um sich unser Stück anzusehen - unsere Version von „Romeo und Julia“, wie es sie noch nie gegeben hat. Die Zeit verging rasend schnell und schon standen wir auf der Bühne. Unsere moderne Abwandlung von „Romeo und Julia“ bezieht sich auf ein zentrales gesellschaftliches Problem: die Diskriminierung von Homosexuellen, besonders in (konservativen) Familien. Dieses Thema geht in der Schule oft unter, also nahmen wir, 8 Schüler*innen, eine Lehrerin und unsere Souffleuse, uns dieser Aufgabe an und versuchten, es in einem Theaterstück zum Ausdruck zu bringen und Menschen darauf aufmerksam zu machen. Zuerst zogen die beiden Volleyballteams „Montagues“ und „Capulets“ mit ihrer Rivalität untereinander die Aufmerksamkeit auf sich, besonders die der neuen Schülerin Julia. Doch bald rückten die Konflikte zwischen den Schüler*innen in den Hintergrund und die Liebe zwischen Julia, einer „Capulet“, und Romy, einer „Montague“, kam zum Vorschein. Nur hatte diese Liebesgeschichte keinen schönen Start, da sich auch bald die dunkle Seite und die Schwierigkeiten der Liebe zwischen den beiden offenbarten. Julias Eltern als heteronormative Menschen waren alles andere als glücklich über die Beziehung ihrer Tochter. Würde es möglich sein, die Liebe und die Familie zu vereinen? Mithilfe der von Liebeskummer geplagten Schulsozialarbeiterin, die der absolute Publikumsliebling war, und zahlreichen Briefen versuchten Romy und Julia eine Lösung zu finden, um ihre Liebe leben zu dürfen. Um den Szenen mehr Emotionen einzuhauchen, verwendeten wir entsprechendes Licht und natürlich auch Musik. Außerdem war anhand kleiner Details an unserer Kleidung immer erkennbar, zu welchem Volleyballteam die einzelnen Personen gehörten - die „Montagues“ trugen ein rotes Accessoire, die „Capulets“ ein blaues. Selbstverständlich vergaßen wir das Publikum nicht und legten zwischendurch eine Pause ein, in der Getränke und Snacks anboten wurden. Zum Schluss wurden die Zuschauenden sogar aktiv miteinbezogen, als wir mit unserer Aufforderung an die Gäste die „Vierte Wand“ durchbrachen.

Nach diesem erfolgreichen Auftritt waren wir nicht nur erleichtert, sondern auch unglaublich stolz auf unsere schauspielerischen Leistungen an dem Abend. Unser Auftritt zeigte, dass ein Beginn bei Null, gepaart mit zahlreichen Proben nach der Schule, an Feiertagen und sogar in den Ferien in nur wenigen Monaten unser erstes Meisterwerk hervorbringen konnte, mit dem wir das Publikum zum Nachdenken anregten. Es bereitet uns eine Menge Spaß, in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen, Kreativität zu zeigen und vor vielen Menschen unser Bestes zu geben.

Mit diesem Upgrade gehen wir in das neue Schuljahr und arbeiten an uns weiter, und natürlich auch an einem neuen Stück. Vielleicht bist sogar Du beim nächsten Mal dabei. Sei willkommen!

 

Autorinnen: Johanna Tenhalter und Michelle Straßburger, Jahrgang 11

Fotos: AG Darstellendes Spiel